Cinglé du Mont Ventoux

Auch kurz vor dem Ende der Radsaison 2016 war bei der Marathonfraktion des RSC noch lange nicht die Luft raus und es wurde nach einem würdigen Saisonabschluss gesucht. Nachdem dieses Jahr schon einige französische, österreichische und italienische Alpenpässe bei der Marmotte sowie dem Ötztaler Radmarathon bezwungen wurden, war schnell klar, dass nur ein mythischer Berg als Ziel in Frage kommt. Die Wahl fiel daher auf den „heiligen Berg“ der Provence, den Mont Ventoux.

Nach einigen kleinen Planungsschwierigkeiten war dann für das verlängerte Wochenende Anfang Oktober das Appartement in Malaucène gebucht und die Reise konnte für Christian, Dominik und Sebastian am Freitag morgen um 5:00 beginnen. Geplant war dort gegen Mittag anzukommen, um noch eine „lockere“ Einrollrunde fahren zu können. Vor Ort pünktlich angekommen, wurde dann mit Matthias, der schon früher angereist war und am Vortag einen Abstecher ins Vercors gemacht hatte, das Appartement bezogen und die Radklamotten übergeworfen.

Auf dem Programm stand für diesen Tag eine etwa 100km lange Runde an den Rand des Luberon und durch die „Gorge de la Nesque“. Nachdem die ersten 35km sehr flott absolviert wurden ging es in den längsten Anstieg des Tages mit 15km und 600hm. Leider wurde kurz nach Beginn des Anstieges eine Abzweigung verpasst, was zu einer Verlangsamung und einer Kollision zwischen Dominik und Matthias führte. Glücklicherweise stürzte niemand, allerdings war eine Speiche an Dominiks Vorderrad so verbogen, dass er entschied zurück in den nächsten Ort in ein Fahrradgeschäft zu fahren. Der Rest fuhr die geplante Strecke weiter und konnte den wunderschönen Ausblick in und die traumhafte Abfahrt durch die Gorge de la Nesque genießen.

Dominik kam den drei mit einem reparierten Laufrad entgegen und so konnte die Fahrt zurück zum Appartement gemeinsam beendet werden. Abends wurde der Tag mit gutem französischem Essen und dem dazugehörigen Vin Rouge abgerundet.

Der folgende Tag war perfekt für die Regeneration und um einfach mal abzuschalten, da es morgens regnete. Gegen Mittag ließ sich dann aber doch die Sonne noch blicken, was Dominik, Christian und Sebastian noch nutzten, um eine kurze 25km Runde zu fahren. Hier ging es über traumhafte kleine Straßen. Zwischendurch wurde sich aber auch erholt und versucht mit hoher Ingenieurskunst ein Gruppenbild mit dem Selbstauslöser zu schießen.

Abends wurden die aus Saarbrücken importierten Rumpsteaks zubereitet. Hier gab es nicht wie vielleicht erwartet Kochdefizite, sondern technische Probleme mit dem Ofen/Herd und der Sicherung. Geschmeckt hat es aber auf jeden Fall und satt geworden sind auch alle, denn am darauf folgenden Tag sollte ja der Gigant der Provence erklommen werden.

Am nächsten Tag war dann früh aufstehen angesagt, denn der Berg sollte ja nicht nur einmal, sondern von allen drei Auffahrten bezwungen werden, um in den „Club des Cinglés du Mont Ventoux“, den Club der Verrückten aufgenommen zu werden. 

Konkret heißt dies 135km mit 4300hm. Matthias konnte leider wegen Sitzproblemen nicht mitfahren und hat daher angeboten die Truppe mit dem Fahrzeug zu begleiten und zu versorgen. Dies sollte sich im Laufe des Tages noch als großer Vorteil herausstellen. Die Wettervorhersage war gut für den Tag – um die 20° und Sonnenschein, auf dem Gipfel natürlich kälter. Die erste Auffahrt startete in Malaucène und es mussten 21 km mit 7,2% Steigung im Schnitt erklettert werden.

Zu Beginn fuhren alle drei noch zusammen, doch Sebastian merkte schnell, dass er einen schlechten Tag erwischt hatte und musste Christian und Dominik ab der Hälfte des Anstiegs ziehen lassen. Er kam dann etwa 3 Minuten nach den beiden am Gipfel an. Schnell wurde ein Foto gemacht, eine Jacke und Handschuhe angezogen und dann ging es in die Abfahrt nach Bedoin, wo Matthias auf sie wartete.

Nach einer kurzen Verpflegung ging es dann von Bedoin wieder Richtung Gipfel. In Bedoin hatte es leicht angefangen zu tröpfeln, auf dem Berg war zu dem Zeitpunkt aber gut sichtbar schönstes Wetter mit Sonnenschein. Aber bis dorthin lagen ja noch ca. 2 Stunden Fahrt vor ihnen, auf dem – laut Expertenmeinungen – schwersten Anstieg zum Mont Ventoux, 20km 7,7% im Schnitt. Auch hier fuhren Anfangs alle zusammen, Sebastian musste dann aber wieder abreißen lassen, da für ihn sonst der dritte Anstieg nicht mehr zu schaffen gewesen wäre. Während der Auffahrt zog sich der Himmel immer mehr zu und etwa 3 km vor dem Gipfel fing es an zu regnen, so dass alle durchnässt oben ankamen.

Hier dachten einige schon daran aufzugeben, aber ein heißer Kaffee, eine Cola, ein Burger mit Fritten, aber vor allem Motivator Christian und Versorger Matthias sorgten dafür, dass der Kampfgeist wieder geweckt wurde. Nachdem auch der Regen aufgehört hatte ging es gestärkt und einigermaßen trocken in die Abfahrt nach Sault.

Von dort ging es dann in den letzten Anstieg des Tages. Diesmal waren 25km mit 4,9% Steigung zu absolvieren. Also eigentlich bis zum Chalet Reynard, ab dem noch 5 km mit 9% zu fahren sind, ein echter Rollerberg. Dementsprechend wurde dort auch recht zügig bis zum Chalet gefahren und dann ging es langsam und gemeinsam bis zum Gipfel, der sich mittlerweile wieder von seiner sonnigen Seite zeigte. Ein letztes Foto bevor es in die Abfahrt nach Malaucène ging, wo schon das wohlverdiente Siegerbier auf die neuen und alten Mitglieder des Club des Cinglés du Mont Ventoux wartete.